Freitag, 29. September 2017

Die Schlange von Essex - Sarah Perry

Gesponserte Produktplatzierung - Rezensionsexemplar
Preis: € 24,00 [D]
Verlag: eichborn
Seiten: 492
Format: Hardcove
Altersempfehlung: ab 16 Jahre
Reihe: -
Erscheinungsdatum: 29.09.2017


London im Jahr 1893. Nach dem Tod ihres Mannes verlässt Cora Seaborne die Hauptstadt und reist gemeinsam mit ihrem Sohn Francis in den Küstenort Aldwinter. Als Naturwissenschaftlerin und Anhängerin der provokanten Thesen Charles Darwins gerät sie dort mit dem Pfarrer William Ransome aneinander. Beide sind in rein gar nichts einer Meinung, beide fühlen sich unaufhaltsam zum anderen hingezogen.


Das Buch ist mir aufgrund des Covers sofort aufgefallen. Es ist außergewöhnlich und sehr ansprechend. Ein richtiger Hingucker im Regal. Und unter dem Schutzumschlag kam dann die wirkliche Schönheit zutage: der dunkelgrüne Einband ist mit einem Muster geprägt, das an Schlangenschuppen erinnert. Ich kann schon gar nicht mehr sagen wie oft ich verträumt darüber gestrichen habe und mich einfach an dem Gefühl erfreut habe.
Die Innenseiten der Buchdeckel sind mit einem wunderschönen floralen Muster versehen, dass mich an altertümliche Tapeten oder die wissenschaftlichen Zeichnungen von Blumen erinneren.
Haptik und Optik stimmen hier also 100%ig. Und als besonderes Extra hat das Buch auch noch ein Lesebändchen. Für mich gibt es nichts Besseres! Daher ein großes Lob an den Verlag, das Buch überzeugt von der Aufmachung her auf ganzer Linie.


Ich fühle mich klein und unfähig eine passende Rezension über dieses großartige Buch zu schreiben. Mein Gefühl sagt mir, dass ich nicht die richtigen Worte finden kann um die Schönheit und Einzigartigkeit dieses Buches zu vermitteln. Es ist anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Selbst mit Deutsch- und Englisch-Leistungskurs im Hintergrund habe ich den Eindruck, dass dieses Buch etwas Besonderes ist.

Ich habe zwar am Anfang etwa 20 Seiten gebraucht um in den Stil und die Geschwindigkeit der Geschichte hineinzufinden, doch danach konnte ich es stets zur Hand nehmen und direkt loslesen ohne mich neu eingewöhnen zu müssen. Für dieses Buch habe ich mir auch wirklich viel Zeit genommen. Jeden Tag habe ich einige Seite gelesen, wie eine tägliche Dosis Sarah Perry.

Grundsätzlich geht es um die gerade verwitwete Cora Seaborne, die zusammen mit ihrem Sohn und einer Freundin ins ländliche Aldwinter zieht um dort nach prähistorischen, paläontologischen Überresten zu suchen. Sie ist fasziniert von der Wissenschaft und gerät daher mit dem hiesigen Dorfpfarrer William Ransome aneinander.
Ich habe die Geschichte von Cora und William nicht unbedingt als Haupthandlungsstrang angesehen. Alle Personen der Geschichte sind interessant und jede hat mich fasziniert, oder auch abgestoßen. Natürlich bildet Cora trotzdem den Mittelpunkt, die alle anderen Personen verbindet, doch es gibt genug Seiten, auf denen es nicht um sie geht.
Die Charaktere werden zumeist (bis auf die Wichtigsten) nur minimal beschrieben, sodass man sich gut ein eigenes Bild von ihnen machen kann. Auf skurrile und besonders Persönlichkeiten treffen wir dabei, jeder auf seine eigene Art außergewöhnlich.

Die Handlung ansich ist nicht so komplex. Es gibt viele Zeitsprünge und in einigen Kapiteln wird in jedem Absatz das Schicksal einer anderen Person beleuchtet, sodass man schon gut aufpassen muss um nichts zu verpassen. Die schnellen Szenenwechsel geben dem ruhigen Erzählstil eine gewisse Dynamik, der den Leser wie einen Sog erfasst. Es ist eine Zeit des Umbruchs, des Neubeginns und der Wagnisse. Gesellschaftliche Konventionen werden auf den Prüfstand und infrage gestellt. Wissenschaft oder Religion - diese zwei Welten prallen aufeinander.

Für mich ist der wichtigste Aspekt dieses Buches die Sprache. Sie ist so ausführlich und bildhaft, dass man von den vielen Details fast erschlagen wird. Denn genau so detailverliebt wie das Cover gestaltet wurde, so ist auch die Geschichte. Faszinierend, erschreckend, poetisch, gefühlvoll, sonderbar.
Ich habe mich voll und ganz in die Sprache verliebt. Anfangs musste ich mit einem seligen Lächeln auf den Lippen immer mal wieder an die Serie "Anne with an E" denken, in der Anne eine wunderbar poetische Ausdrucksform zeigt. Hochgestochene und überkandidelte Kunstformen ergeben zusammen ein harmonisches Bild. Ähnlich, aber weitaus tiefgreifender und philosophischer geht es in Essex zu.
Etwas Auflockerung geben die abgedruckten Briefe. Diese haben mir besonders gut gefallen, da sie die Persönlichkeiten der Charaktere wunderbar widerspiegelten.


Das Buch beginnt mit einer dreiseitigen Vorgeschichte aus der Neujahrsnacht. Danach erleben wir die Monate Januar bis November, aufgeteilt in verschiedene Abschnitte und Kapitel. Dass die Autorin den Dezember weggelassen hat, hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein offenes Ende und der Leser kann seine eigenen Theorien entwickeln wie es nach dem Ende des Buches weitergegangen sein könnte.


Ein außergewöhnliches, einmaliges Buch mit einer grandiosen, niveauvollen Sprache! Für mich ist es auf jeden Fall eines der Jahres-Highlights. Es hat einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen erobert. Ich kann dafür nur 5 Sterne vergeben.

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Klappentext und Bild von www.luebbe.de

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